"Nach einer Wintersportveranstaltung (1948) kam die Rede auf die Gemeindepolitik. Wir waren alle Mitglieder des Wintersportvereines und fast alle Kriegsteilnehmer. Wir alle wollten etwas für die Gemeinschaft in Kiefersfelden tun und erreichen. Die allgemeine Wohnungsnot, die Belegung durch Flüchtlinge und Bombenopfer und Unregelmäßigkeiten in der Gemeinde und die Bevormundung durch die Alliierten waren die dringensten Probleme. Um dies zu meistern, mußte uns etwas einfallen: Wir trafen uns also zu Gesprächen beim Larcher Franz (Wagnerbauer) in der Stube, um zu beraten, was wir machen.
Für uns stand auf alle Fälle fest, dass wir uns keiner Partei anschließen.
So entstand 1948 die Idee, eine unabhängige Gruppierung zu bilden und in die Gemeindepolitik einzusteigen. Nach dem gültigen Kontrollratsgesetz ging der Behördenkram erst richtig los. Es mußte eine Gruppe oder Interessengemeinschaft mit vorgeschriebenen Auflagen, z.B. Unterschriften, Gründungsversammlung, Nachweis der Entnazifizierung und Name des Verantwortlichen gebildet werden. Einige mußten sogar die Staatsangehörigkeit nachweisen. Man warf uns Prügel in den Weg, wo man nur konnte. Trotz aller Widrigkeiten wurde beschlossen, eine noch zu benennende Gruppe zu bilden. Im ehemaligen Gasthaus „Hausmeisterei“ fand also im Jahre 1948 die Gründungsversammlung statt. Als Befürworter und Gründer waren anwesend:
Franz Larcher (Bauer), Alfred Steiner (Zahnarzt), Sepp Ebersberger (Bundesbahnbeamter), Rudi Hunger (Gärtner), Albert Dorrer (Architekt), Hugo Pförtner (Ingenieur), Josef Schreyer (Kaufmann und Fuhrunternehmer), Rudl Dewiner (Kaufmann), Georg Bichler "Dörfl" (Gastwirt), Hans Baumgartner (Schlosser), Franz Zitzelsperger (Metzger), Martin Harrer (Kaufmann), Prof. Emil Hipp (Bildhauer), Heinrich Buchner (Friseur), Georg Steigenberger (Kaufmann und Bauer), Balthasar Ellemunter (Geschäftsinhaber), Peter Kloo (Betriebsingenieur), Wastl Fischer (Schreiner und Bauer).
Einstimmig wurde von der Versammlung der Name „Unabhängige Wählergemeinschaft Kiefersfelden“ vereinbart. Es sollte dies eine lose Verbindung sein zum Wohle für unsere Gemeinde Kiefersfelden. Es wurden keine Statuten erstellt, aber feste Regeln auf Treu und Glauben ohne schriftliche Absicherung beschlossen.
Zum Beispiel: Jeder kann frei nach seiner Meinung entscheiden. Es gibt keinen Beitrag, wenn Geld erforderlich ist, soll jeder nach seinen Verhältnissen einen Betrag beisteuern, es gibt keinen Kassier, keinen Schriftführer, es läuft alles auf das Vertrauen einer Handschlagqualität hinaus. Es gibt auch keine Mitgliederlisten, Grundsatz ist allerdings, daß wir keine Mitglieder einer Partei bei uns haben wollen. …"
Bei der anstehenden Bürgermeister- und Gemeinderatswahl im Jahre 1948 erreichte die neugegründete UW auf Anhieb 3 Sitze im Gemeinderat.